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Warum wir kein Geld geben

Warum wir kein Geld geben

Seit einem Jahr arbeiten wir schon in Tansania und immer wieder wird uns die Frage nach Geldspenden gestellt. Schulleiter bitten um Löhne für ihre Lehrer, Lehrer bitten um mehr Geld, um ihre Familie zu ernähren, Spender bitten uns: «So gebt doch den armen Daycares Geld, um die Kinder besser zu ernähren.»

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Diese Fragen müssen wir immer mit einem klaren «nein» beantworten. Klingt hart, aber wir haben ganz klare Gründe dafür:

Eine Daycare ist ein Business

Wer das Gefühl hat, dass Daycare-Inhaber eine soziale Ader haben, liegt daneben: Eine Daycare zu gründen ist eine klare wirtschaftliche Rechnung. Jedes Schulkind muss eine monatliche Gebühr bezahlen. Davon abgezogen werden Lehrerlohn, Miete und Essen. Was übrig bleibt, fliesst in die Tasche des Eigentümers. So läuft es in den meisten ostafrikanischen Ländern. In Ruanda gibt es sogar eine Redewendung: Es gibt nur einen Weg zu Geld zu kommen – du eröffnest eine Schule.
Die Lehrerlöhne werden schmerzhaft tiefst gehalten und auch das Essen (meist in Form von Reis oder Brei) wird so gut es geht verdünnt. Warum Kindergarten-Eigentümer also selbst kein Material finanzieren, liegt auf der Hand.

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Auf die Tränendrüse drücken

Daycares und Schulen haben aus oben genannten Gründen kein Material und kaum Infrastruktur. Dies kommt bei Freiwilligen aus Europa sehr gut an. Jede/r möchte doch so gern afrikanischen Kindern mit Material und Spielzeug helfen! Kindergärten in Tansania schreiben Freiwillige direkt an und drücken auf die Tränendrüse. Den Kindern geht es natürlich schlecht, was auch stimmt, und die hilfsbereiten Freiwilligen lassen spenderfreudig kistenweise Spielzeug und Material zukommen. Der Freiwillige fühlt sich als guter Mensch und hat das Gefühl, etwas verändern zu können. Was passiert aber mit den Dingen? Aus verschiedenen Quellen wissen wir, dass das Material oft weggesperrt (damit es die Lehrer nicht stehlen) oder sogar verkauft wird. Wenn beim nächsten Freiwilligenbesuch das Spielzeug nämlich zu sehen wäre, würde weniger gespendet…

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Ein Tatsachenbericht aus Afrika

Ein Kindergarten mit rund 100 Kindern wurde in eine Freiwilligen-Organisation aufgenommen. Die Kinder kamen natürlich (wie die meisten Kinder) aus sehr armen Verhältnissen. Eines Tages erfüllte sich der Wunsch des Daycare-Eigentümers: Eine Spenderorganisation versprach, für jedes Kind einen Schulpaten finden! Bingo! Für jedes Kind wurde 40Euro Schulgebühr gespendet, monate-/jahrelang. Normalerweise rechnet man nur mit 10-15Euro Kosten pro Kind.
Liebe Leser, nun fragt ihr euch bestimmt, wie es dieser Daycare nun erging. Kurzum: unverändert. Die Lehrer verdienten weiterhin am untersten Existenzminimum, die Kinder erhielten einfachstes Essen und weder Material noch Spielzeug stand für die Kinder zur Verfügung! Ja, wohin ist dieses Geld wohl gegangen? Der Schulleiter baute «klangheimlich» daraus eine zweite Schule, um wieder mehr Schulgebühren einzukassieren…

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Beweggründe zur Zusammenarbeit

Die wichtigste Überlegung kommt zum Schluss: Warum wollen Daycare-Eigentümer und Lehrer mit uns zusammenarbeiten? Wenn sich alle Parteien immer wieder Geld versprechen, rückt unser eigentliches Ziel total in den Hintergrund – nämlich den Kindern eine gute Bildung zu ermöglichen. Aus diesem Grund können wir nur Daycares in unser Programm aufnehmen, welche das verstehen und an tatsächlicher Entwicklung interessiert sind.

Aus diesen Gründen hilft Swiss School System nur mit Material, nicht mit Geld!

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